Johannisbrottorte nach Katharina Prato, Graz 1897

Adventskalender - Tag 23

Am vorletzten Tag meines Adventkalenders habe ich eine Weihnachtstorte aus der Prato1 für Euch. Unter einer Schicht Marzipan und einer weiteren Schicht Eiweißglasur befindet sich ein Kuchen mit Johannisbrot - eine Zutat, von der ich vor meinem Durchstöbern der Prato noch nie gehört hatte. Johannisbrot ist umgangssprachlich auch als Bockshörndl oder Carob bekannt und bezeichnet die gerösteteten und gemahlenen Früchte des Johannisbrotbaumes. Bereits seit dem 19. Jahrhundert dient es als Ersatz für Kakao oder auch Kaffee.
Diese unbekannte Zutat und auch das Fehlen von Zutaten wie Butter und Mehl machten diese Torte zu einem weiteren Prato-Experiment. Leider endet die Experimentierlaune nicht mit der Zubereitung. Immerhin erwartet man sich beim Anblick des dunklen Teiges einen unglaublich schokoladigen süßen Geschmack, der dann leider gaaaaaaanz anders ist. Aber vielleicht sollte ich dem guten Stück einfach morgen einen weiteren Versuch geben ;-)


Johannisbrottorte

6 Eier
200 g Staubzucker
140 g geriebenes Johannisbrot (Carob oder Bockshörndl)
140 g gemahlene Mandeln
30 g Semmelbrösel
50 g fein gewürfeltes Citronat
etwas Zitronenschale

Marillenmarmelade

200 g Marzipan

2 Eiklar
400 g Staubzucker

eventuell essbare Deko (z.B. Zuckerperlen, Zuckersterne, Goldfarbe, Stechpalmen-Zweige aus Marzipan)

Den Boden einer Tortenform (ca. 22cm) am Boden befetten; den Rand der Form nicht befetten, damit der Teig "klettern" kann.
Schnee steif schlagen. Dotter mit Staubzucker gut schaumig rühren. Johannisbrot, Mandeln, Semmelbrösel, Citronat und etwas geriebene Zitronenschale vermengen. Dotterabtrieb und zum Schluß den steif geschlagenen Schnee vorsichtig unterheben.
Tortenmasse in die vorbereitete Tortenform streichen und bei 180°C etwa 40-50 Minuten backen. Auskühlen lassen.

Die Torte mit Hilfe eines Sägemessers in zwei gleichmäßige Scheiben schneiden. Mit Marillenmarmelade wieder zusammensetzen und auch rundum mit Marmelade bestreichen. Marzipan dünn ausrollen und die Torte damit einhüllen.

Eiklar mit Staubzucker etwa 4 Minuten schlagen. Die Torte mit dieser Eiweißglasur bestreichen; die Tortenoberfläche dabei nicht glatt sondern strukturiert gestalten. Trocknen lassen. Eventuell mit weiterer Deko belegen.





Aus der restlichen Eiweißglasur lassen sich gut Sterne oder andere Figuren herstellen. Dafür eine Vorlage unter eine Klarsichtfolie legen und auf der Klarsichtfolie die Formen mit der Eiweißglasur nachmalen. Über Nacht trocknen lassen und eventuell mit essbarer Goldfarbe bemalen.






1 "Die Süddeutsche Küche mit Berücksichtigung des Thees und einem Anhange über das Servieren für Anfängerinnen sowie für praktische Köchinnen" zusammengestellt von Katharina Prato (Edle von Scheiger). 26. Auflage. Verlags-Buchhandlung Styria, Graz 1897 (weitere Infos und nachgekochte Rezepte findet ihr hier)

Kommentare

  1. Deine Prato-Experimente finde ich sehr interessant! Ich hab auch so eine Uralt-Ausgabe zuhause (neu gebunden, aber unvollständig) und blättere gern drin, nachgekocht habe ich noch nichts, aber du machst mir Lust drauf.
    lg

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    1. Ich liebe historische Küchen-Experimente. Auch wenn das Ergebnis dann nicht ganz den Erwartungen entspricht :-)

      Liebe Grüße, Julia

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  2. Auf den Spuren meiner Vorfahren "übersetze" ich gerade ein Kochbuch meiner Urgroßeltern aus der Kurrentschrift (vor Sütterlin), das Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Dabei bin ich wohl auf eine böhmische Variante meiner Familie gestoßen (im Kochbuch finden sich viele Begriffe und Rezepte mit deutlichen österreichischen, böhmischen, arabischen und jüdischen Einflüssen). Füge mal die übertragene Version (in Original-Schreibweise) bei:

    Johannesbrottorde
    8 Dotter werden mit 14 Dkg Zucker schaumig abgerührt, dann kommen 14 Dkg mit den Schalen geriebene Mandeln oder Haselnüsse dazu, 7 Dkg fein gewiegtes Zitronat oder verzuckerte Orangenschalen, etwas Zimt, Nelken und Neugewürz, 7 Dkg geriebenes Johannisbrod, dann den Schnee von den 8 Eiern langsam dazurühren und bei niedrigem feuer langsam backen. Nach dem Auskühlen durchschneiden, mit Marmelade füllen und mit Schokolade oder Zitronen oder Punscheis glasieren.
    (Ergänzende Anmerkung: Neugewürz = Piment,
    Punscheis = vermutlich Punschsirup, oft als Zutat für Punscheis verwendet

    Mich würde sehr interessieren, wonach die Torte denn nun geschmeckt hat und ob es am nächsten Tag "gefälliger" war?

    Viele Grüße
    D. A. Brunzlik

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